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Richten das Unternehmen für die Zukunft aus (von links): Die Geschäftsführer Thomas Augat-Kaiser und Johann Georg von Hülsen. Quelle: Senec
STROMSPEICHER:
Senec: „Ein Jahr keinen Speicher mehr verkauft“
Neue Gerätetechnologie, Planung von Unternehmensstrukturen und -kapazitäten für die Zukunft: Der PV-Speicherhersteller Senec sieht sich in einem „Transformationsprozess“.
Die Jahresbilanz für 2023 ist noch nicht veröffentlicht. Doch es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass das
Geschäft mit PV-Speichern von Senec eingebrochen ist. Seit mehr als zwei Jahren steht das Unternehmen wegen Speicherbränden
öffentlich in der Kritik. Zig tausende Speicher bei Kunden hat die Leipziger Tochter des Energiekonzerns EnBW nach den Unfällen
in den Jahren 2022 und 2023 als Vorsichtsmaßnahme auf 70 Prozent der Kapazität – teils noch weiter – gedrosselt. Dann der technologische Schnitt: Seit diesem Jahr verbaut Senec Lithium-Eisenphosphat-Speichermodule
(LFP). Und nun verortet man sich auf dem Weg zum Comeback auf dem Markt, wie die Geschäftsführung bei einem Pressegespräch
deutlich machte.
„EnBW und Senec haben vergangenes Jahr entschieden, den Verkauf der alten Produkte zu stoppen. Wir waren nach den gutachtlichen Untersuchungen zur Erkenntnis gelangt, dass die Technologie bestimmter Systeme unter ganz bestimmten Umständen Risiken für Kunden birgt, die wir nicht eingehen wollen“, sagte Thomas Augat-Kaiser, seit März 2018 in der Geschäftsführung des Leipziger Speicherherstellers. „Nach erfolgreichem Technologie- und Lieferantenwechsel haben wir uns zeitnah auf den Feldaustausch konzentriert. Wir haben ein Jahr keinen Speicher mehr verkauft“, berichtete er.
Mit Feldaustausch gemeint ist die Umrüstung von Modellen mit NCA- (Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Oxid) oder NMC-Modulen (Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxid) auf LFP-Technik. Es geht nach Unternehmensangaben um rund 100.000 installierte Geräte. „Ausgetauscht werden in den meisten Fällen die Module. Bei älteren Speichertypen, V2.1, tauschen wir hingegen den ganzen Speicher, weil die neuen LFP-Module schlicht nicht in das bestehende Gehäuse passen“, so der Geschäftsführer. EnBW nimmt für den Feldaustausch einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in die Hand.
Speichertausch im Zeit- und Kostenplan
„Wir liegen mit dem Feldaustausch voll im Plan, zeitlich und kostenseitig. Wir haben bis heute rund 25.000 Systeme getauscht und sind zuversichtlich, bis Jahresende die Hälfte der betroffenen Systeme getauscht haben“, sagte Augat-Kaiser. Bis Mai oder Juni 2025 soll die Tauschaktion „weitestgehend abgeschlossen“ sein. Inzwischen sei auch der Vertrieb der neuen Speichermodelle angelaufen.
Die technischen Probleme in der Vergangenheit sind laut Geschäftsführung aufgearbeitet. „Wir haben uns sehr genau angeguckt, woran liegt das denn technisch und was ist falsch gelaufen. Und wir haben in den letzten zwölf Monaten einen massiven Wandel gehabt, sowohl in den Prozessen als auch in der Supply Chain“, schilderte Johann Georg von Hülsen. Er ist seit Ende 2023 „Chief Restructuring Officer“ bei Senec, im Februar übernahm er übergangsweise den CEO-Posten.
Von Hülsen wies auf den sich abkühlenden PV-Markt hin. „Der Markt insgesamt hat sich massiv entwickelt. Wir kommen aus einer Hochphase, einem Markt, der quasi exponentielles Wachstum gesehen hat“, sagte er. In dieser Wachstumsphase habe sich Senec sich 20 Prozent Marktanteil erarbeitet. Der Speicherhersteller befindet sich von Hülsen zufolge in einem „Transformationsprozess“. „Wir richten Senec aktiv – nicht reaktiv – darauf aus, auch in Zukunft ein führender Player im Bereich der Energiespeichertechnologie zu sein. Und natürlich gehören dazu neben den Maßnahmen auf der Produktseite auch die Planung unsere internen Strukturen und Kapazitäten. Es wird auch Personalmaßnahmen geben.“
Verärgert ist man in Leipzig über Berichte über die neuerlichen Brände im Zusammenhang mit Senec-Speichern. Einige Berichte seien „irreführend und in bestimmten Details falsch“, sagte von Hülsen. Sie seien „überwiegend gezielt von Dritten verbreitet worden, darunter Anwälte, die damit eigene Interessen verfolgen“. Senec geht dem Vernehmen nach dagegen gerichtlich vor.
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Neue Speicher „sehr umfangreich getestet“
Noch offen sind zahlreiche Klagen gegen Speicherhändler. Die Rechtsanwaltschaft Dr. Stoll & Sauer etwa klagt nach eigener Aussage in einer dreistelligen Anzahl von Fällen. Einige Klagen richten sich auch direkt gegen Senec. Die Kanzlei SPL berichtet von 19 erstrittenen erstinstanzlichen Urteilen, wonach ein Mangel bei früheren Modellen vorliegt.
„Nur ein sehr kleiner Teil der Kunden geht rechtlich gegen uns vor“, betonte Augat-Kaiser. „Dort, wo der Feldaustausch stattgefunden hat, gibt es viele positive Rückmeldungen – über den Ablauf und zu den Speichern selbst.“ Die neuen Speicher seien „sehr umfangreich getestet – nicht nur, aber auch auf das Thema Propagationssicherheit“. Grundsätzlich seien Stromspeicher sicher und Brände „extrem selten.“
Die aktuelle Statistik über Brandunfälle der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) unterstreicht das. DGS-Experte Ralf Haselhuhn zählt im laufenden Jahr herstellerübergreifend 29 PV-Speicher-Brände. Das Brandrisiko liegt nach seinen Berechnungen bei 0,0075 Prozent.
„EnBW und Senec haben vergangenes Jahr entschieden, den Verkauf der alten Produkte zu stoppen. Wir waren nach den gutachtlichen Untersuchungen zur Erkenntnis gelangt, dass die Technologie bestimmter Systeme unter ganz bestimmten Umständen Risiken für Kunden birgt, die wir nicht eingehen wollen“, sagte Thomas Augat-Kaiser, seit März 2018 in der Geschäftsführung des Leipziger Speicherherstellers. „Nach erfolgreichem Technologie- und Lieferantenwechsel haben wir uns zeitnah auf den Feldaustausch konzentriert. Wir haben ein Jahr keinen Speicher mehr verkauft“, berichtete er.
Mit Feldaustausch gemeint ist die Umrüstung von Modellen mit NCA- (Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Oxid) oder NMC-Modulen (Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxid) auf LFP-Technik. Es geht nach Unternehmensangaben um rund 100.000 installierte Geräte. „Ausgetauscht werden in den meisten Fällen die Module. Bei älteren Speichertypen, V2.1, tauschen wir hingegen den ganzen Speicher, weil die neuen LFP-Module schlicht nicht in das bestehende Gehäuse passen“, so der Geschäftsführer. EnBW nimmt für den Feldaustausch einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in die Hand.
Speichertausch im Zeit- und Kostenplan
„Wir liegen mit dem Feldaustausch voll im Plan, zeitlich und kostenseitig. Wir haben bis heute rund 25.000 Systeme getauscht und sind zuversichtlich, bis Jahresende die Hälfte der betroffenen Systeme getauscht haben“, sagte Augat-Kaiser. Bis Mai oder Juni 2025 soll die Tauschaktion „weitestgehend abgeschlossen“ sein. Inzwischen sei auch der Vertrieb der neuen Speichermodelle angelaufen.
Die technischen Probleme in der Vergangenheit sind laut Geschäftsführung aufgearbeitet. „Wir haben uns sehr genau angeguckt, woran liegt das denn technisch und was ist falsch gelaufen. Und wir haben in den letzten zwölf Monaten einen massiven Wandel gehabt, sowohl in den Prozessen als auch in der Supply Chain“, schilderte Johann Georg von Hülsen. Er ist seit Ende 2023 „Chief Restructuring Officer“ bei Senec, im Februar übernahm er übergangsweise den CEO-Posten.
Von Hülsen wies auf den sich abkühlenden PV-Markt hin. „Der Markt insgesamt hat sich massiv entwickelt. Wir kommen aus einer Hochphase, einem Markt, der quasi exponentielles Wachstum gesehen hat“, sagte er. In dieser Wachstumsphase habe sich Senec sich 20 Prozent Marktanteil erarbeitet. Der Speicherhersteller befindet sich von Hülsen zufolge in einem „Transformationsprozess“. „Wir richten Senec aktiv – nicht reaktiv – darauf aus, auch in Zukunft ein führender Player im Bereich der Energiespeichertechnologie zu sein. Und natürlich gehören dazu neben den Maßnahmen auf der Produktseite auch die Planung unsere internen Strukturen und Kapazitäten. Es wird auch Personalmaßnahmen geben.“
Verärgert ist man in Leipzig über Berichte über die neuerlichen Brände im Zusammenhang mit Senec-Speichern. Einige Berichte seien „irreführend und in bestimmten Details falsch“, sagte von Hülsen. Sie seien „überwiegend gezielt von Dritten verbreitet worden, darunter Anwälte, die damit eigene Interessen verfolgen“. Senec geht dem Vernehmen nach dagegen gerichtlich vor.
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Brände von PV-Speichern (herstellerübergreifend)
Quelle: DGS
Quelle: DGS
Neue Speicher „sehr umfangreich getestet“
Noch offen sind zahlreiche Klagen gegen Speicherhändler. Die Rechtsanwaltschaft Dr. Stoll & Sauer etwa klagt nach eigener Aussage in einer dreistelligen Anzahl von Fällen. Einige Klagen richten sich auch direkt gegen Senec. Die Kanzlei SPL berichtet von 19 erstrittenen erstinstanzlichen Urteilen, wonach ein Mangel bei früheren Modellen vorliegt.
„Nur ein sehr kleiner Teil der Kunden geht rechtlich gegen uns vor“, betonte Augat-Kaiser. „Dort, wo der Feldaustausch stattgefunden hat, gibt es viele positive Rückmeldungen – über den Ablauf und zu den Speichern selbst.“ Die neuen Speicher seien „sehr umfangreich getestet – nicht nur, aber auch auf das Thema Propagationssicherheit“. Grundsätzlich seien Stromspeicher sicher und Brände „extrem selten.“
Die aktuelle Statistik über Brandunfälle der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) unterstreicht das. DGS-Experte Ralf Haselhuhn zählt im laufenden Jahr herstellerübergreifend 29 PV-Speicher-Brände. Das Brandrisiko liegt nach seinen Berechnungen bei 0,0075 Prozent.
Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 25.10.2024, 13:36 Uhr
Freitag, 25.10.2024, 13:36 Uhr
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